Fakten

EU-Weizenproduzenten

Die EU exportiert in großen Mengen Getreide, Milch, Fleisch (auch in verarbeiteter Form) sowie Bier, Wein und Spirituosen. Deutschland ist nach Frankreich der zweitwichtigste Agrarproduzent in der EU. Frankreich ist zudem der größte Getreideproduzent der EU.[1]

Wie in Deutschland werden in der EU insgesamt ca. 60 % des Getreides verfüttert und nur circa 20 % werden als Lebensmittel genutzt.[2]

Für die EU ist Weizen eines der wichtigsten Exportgüter. Weltweit ist sie der größte Exporteur von Weizen- und Weizenmehl, dicht gefolgt von Russland. Fast die Hälfte des in der EU geerntetem Getreide ist Weizen. Wichtige EU-Weizen-Produzenten sind Frankreich, Polen sowie skandinavische und baltische Staaten und auch Deutschland.[3][4]

Die europäische Agrarpolitik

Die europäische Agrarpolitik basiert auf zwei Säulen. Die erste Säule, "Europäischer Garantiefonds für die Landwirtschaft", verfügt über 75 % des Budgets der GAP. Die restlichen 25 % fließen in die "Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums". Von der 1. Säule werden die Flächenprämien (Direktzahlungen) gezahlt. Bei der an die Produktion gekoppelte Direktzahlungen richtet sich die Zahlung nach der Menge. Diese macht aber nur einen kleinen Teil der Direktzahlungen aus. 90 % der Direktzahlungen sind an die Anbaufläche gekoppelt. Bei Marktfruchtbetrieben ist die 1. Säule eine wichtige Einnahmequelle und kann sogar mehr einbringen als die landwirtschaftliche Produktion. Zudem gibt es keine Obergrenze für Direktzahlungen.[5]

Das Ziel der Europäischen Agrarpolitik ist die Produktivitätssteigerung. So sind die Produktionsmengen in der EU von Weizen in den letzten Jahren gestiegen. Der Absatz in der EU selbst steigt jedoch nicht, weshalb woanders Absatzmärkte gesucht werden. Die Erzeugerpreise in der EU sinken dabei. Viele EU-Landwirt*innen profitieren nicht von den Direkt- oder Flächenprämien. Oft gleichen diese nur die hohen Betriebskosten aus im Vergleich zu dem niedrigen Weltmarktpreis. Ohne diese Zahlungen könnten sie auch nicht mit den sehr niedrigen Preisen für Weizen aus der Ukraine oder den USA mithalten.

Landwirt*innen stehen unter einem großen Preisdruck. Gleichzeitig besteht eine große Konkurrenz in der Akkumulation von landwirtschaftlich nutzbaren Flächen besonders im östlichen Europa. In den letzten Jahren sind die Pacht- und Bodenpreise in der EU deutlich angestiegen.

Die EU-Agrarpolitik fördert großbetriebliche Strukturen und ist ökonomisch vor allem für Marktfruchtbetriebe vorteilhaft.

Die Verantwortung liegt nicht nur bei den einzelnen Landwirtschaftlichen Betrieben, sondern fängt schon auf der EU-Ebene an. Derzeit laufen die Verhandlungen für die zukünftige Agrarpolitik der EU. Die GAP beeinflusst maßgeblich die in den Betrieben getroffenen Entscheidungen. Auf der einen Seite bestehen bilaterale Handelsbeziehungen zwischen der EU und anderen Staaten. Auf der anderen Seite gibt es die EU-Förderpolitik, die Landwirt*innen bestimmte Rahmenbedingungen auferlegen.

Importländer von europäischen Weizen(produkten)

Die Hauptimportländer von EU-Weizen von 2012-2020 waren Algerien, Iran, Marokko, Saudi-Arabien und Südafrika. Obwohl der Großteil der in der EU hergestellten landwirtschaftlichen Produkte innerhalb von der EU gehandelt werden, gilt dies nicht für Weizen. Hier wird das meiste außerhalb der EU exportiert.[6]

Für die EU ist Weizen eines der wichtigsten Exportgüter. Ein wichtiger Absatzmarkt der EU für Weizen ist die Subsahara-Region. Ein Viertel des EU-Weizenexportes und zwei Drittel des Weizenmehlexportes gehen dorthin. Diese Importe richten nicht per se Schaden an, haben aber in Subsahara-Staaten einen negativen Einfluss auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft. Dies gilt besonders für West- und Zentralafrika. In afrikanischen Staaten, insbesondere in den Städten, wurde in den letzten Jahrzehnten vermehrt Weizen konsumiert. Lokale standort-angepasste Getreidesorten, wie Hirse und Sorghum stehen in indirekter Konkurrenz zu den importierten Weizenprodukten. Oft findet vor Ort auch keine Wertschöpfung zum Beispiel durch eigene Mühlen im eigenen Land statt. Kleinbäuer*innen im Globalen Süden werden vom Markt verdrängt und haben keine anderen Einkommensmöglichkeiten.

Auch wenn die Versorgung mit Nahrungsmitteln in Notsituationen notwendig ist, müssen die langfristigen Folgen des Importes von subventioniertem Weizen aus der EU auf die lokale Wirtschaft mitgedacht werden. Es gibt Versuche, die Importmengen zu reduzieren, indem lokales Getreide mit dem importierten beigemischt wird. Eine andere Möglichkeit ist die Erforschung und Verbesserung von lokalen Getreidesorten, die klimatisch bereits angepasst sind, aber deren Erträge durch moderne Technologien noch gesteigert werden können.

Quellen

[1]Vgl.: Deutscher Bauernverband e.V., Situationsbericht - Agrarstrukturen in der EU, https://www.bauernverband.de/situationsbericht-19/3-agrarstruktur/36-agrarstrukturen-in-der-eu, letzter Zugriff am 18. September 2020.

[2]Vgl.: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Bericht zur Markt- und Versorgungslage: Getreide 2018, S. 27

[3] Vgl.: Eurostat Statistics Explained, Agricultural production - crops - Statistics Explained, https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Agricultural_production_-_crops, Zugriff am 5. Juni 2020.

[4] Vgl.: Cornelia Heydenreich / Armin Paasch, Globale Agrarwirtschaft und Menschenrechte, Deutsche Unternehmen und Politik auf dem Prüfstand (2020), S. 16.

[5] Vgl.: Heinrich-Böll-Stiftung, Agraratlas S.9ff.

[6]Vgl.: AgriCensus, Export Dashboard, https://www.agricensus.com/export-dashboard/, letzter Zugriff am 27. September 2020.

1

Regionale Wertschöpfungsketten

Wir brauchen stärkere Stadt-Land-Verbindungen und ausgebaute regionale Vermarktungskonzepte sowie mehr regionale Verarbeitungs- und Veredlungsmöglichkeiten.

2

Faire Handelsbeziehungen

Wir müssen uns auf europäischer Ebene für gerechte Handelsbeziehungen einsetzen. Auch in unserer Region können wir z. B. durch landwirtschaftliche Partnerschaftsprojekte in den Austausch mit Menschen im Globalen Süden treten und regionale Lösungen vor Ort finden.

3

Transparente Lieferketten

Die gesamte Wertschöpfungskette nachzuvollziehen ist schwierig. Oft kennen die Produzent:innen und Händler:innen nur das nächste Glied in der Kette und haben keinen Einfluss darauf, wo das Produkt am Ende landet. Statistisch ist nicht nachzuvollziehen, wo ein Produkt endkonsumiert wird und welche Produktionsschritte es wo vorher durchlaufen ist.